Abbildung eines Schildes in London für eine Niedrigemissions- bzw. Umweltzone

Wird die Fuhrparkelektrifizierung durch gesetzliche Bestimmungen unvermeidbar?

Veröffentlicht am 2. Juni 2022 in Elektromobilität von Geotab Europe Team |  Lesedauer: 4 Minuten


Im Folgenden erfahren Sie, wie Abgasvorschriften die Umstellung auf Elektrofahrzeuge fördern und die Zukunft des Transportwesens in Europa prägen.

Es gibt viele Gründe, warum Sie die Elektrifizierung Ihres Fuhrparks in Erwägung ziehen könnten. Vielleicht möchten Sie Ihre CO₂-Bilanz verbessern oder sehen in der Umstellung auf Elektrofahrzeuge Möglichkeiten zur Kosteneinsparung. Es gibt allerdings noch einen weiteren Grund, warum sich Fuhrparkbetreiber unbedingt über Elektrofahrzeuge informieren sollten – sie sind unumgänglich.

 

Im Kampf gegen den Klimawandel ergreifen Regierungen auf der ganzen Welt gezielte Maßnahmen, die sich auch direkt auf den Fuhrparkbetrieb auswirken. Diese Initiativen können ganz unterschiedlich aussehen, von Fahrverboten für Verbrenner bis hin zu einem vollständigen Verkaufsverbot für Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Regierungen widmen sich jedoch nicht nur der Frage, wie der Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gebremst werden kann. Sie setzen vielmehr auch auf Maßnahmen, die den Einsatz von Elektrofahrzeugen attraktiver machen, z. B. durch Vergünstigungen.

 

Auf allen Ebenen der Regierung werden Elektrifizierungsinitiativen umgesetzt, die regionale Unterschiede aufweisen werden. Es ist für jeden Fuhrparkbesitzer und -betreiber unabdingbar, die relevanten gesetzlichen Bestimmungen und Vergünstigungen für Fuhrparks zu recherchieren. In diesem Artikel werden verschiedene Initiativen aus der ganzen Welt vorgestellt. Die Mehrheit dieser Maßnahmen findet zwar noch keine Anwendung, das könnte sich jedoch in Zukunft ändern.

 

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Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren vermeiden und Emissionen einsparen

Eine der durchgreifendsten aktuellen politischen Maßnahmen ist der Verkaufsstopp von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Bislang haben mehr als 30 Länder (auf Englisch) den Verkaufsstopp von allen Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotoren angekündigt. Dort müssen 100 % aller Neufahrzeugverkäufe bis zum Jahr 2040 oder schon früher klimaneutral sein. Darüber hinaus haben sich zahlreiche Städte, Länder und regionale Regierungen demselben Ziel verschrieben (auf Englisch).

 

Die Europäische Union hat im Juli 2021 das sogenannte Paket „Fit für 55“ eingeführt. Die EU setzt sich damit das Ziel, bis 2030 die von Pkw ausgestoßenen Treibhausgasemissionen um 55 % und die von Kleintransportern um 50 % zu senken. Vor kurzem hat die EU das Verbrenner-Aus für neue Fahrzeuge ab 2035 angekündigt und somit ein klares Zeichen für die Bekämpfung des Klimawandels gesetzt. Zwar könnte es eine Hintertür für alle Verbrenner mit eFuels geben, aber die Details müssen noch ausgearbeitet werden. Eines ist jedoch klar: Für den Verbrennungsmotor in Europa ist das Spiel vorbei.

 

Manche EU-Länder haben sich sogar noch ambitioniertere Ziele gesetzt, so z. B. die Niederlande. Die niederländische Klimapolitik (auf Englisch) schreibt vor, dass alle neuen Pkw bis 2030 emissionsfrei sein müssen. 

Luftqualität verbessern durch Fahrverbote für Verbrenner

Ein anderer Ansatz, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, ist die Einführung von Zonen, die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nur eingeschränkt oder gar nicht befahren dürfen. Diese Zonen nennen sich Null-Emissions-, Reinluft- oder Stadtzugangszonen. Bisher wurden sie hauptsächlich in Europa eingeführt. 

 

Die Zonen befinden sich üblicherweise in dicht besiedelten Stadtzentren. Dort sind die negativen gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung besonders spürbar. Abhängig von den spezifischen Vorschriften müssen die Fahrzeuge, die diese Zonen befahren, entweder emissionsfrei sein, oder Fahrer müssen eine Mautgebühr oder Strafe zahlen. Ein Beispiel für dieses System ist London. Dort gibt es zwei verschiedene Arten von Zonen: Niedrigemissions- bzw. Umweltzonen (Low Emission Zone, LEZ) und Ultra-Niedrigemissionszonen (Ultra Low Emission Zone, ULEZ) (auf Englisch). Jede Zone hat gemäß den Fahrzeugklassen ihre eigenen Bestimmungen, doch kostet ein nicht konformes Fahrzeug bis zu 360 EUR Gebühren am Tag in einer LEZ. Für das Befahren einer ULEZ werden pro Tag noch einmal 15 EUR zusätzlich berechnet. Zahlt man die Gebühren nicht innerhalb der vorgegebenen Frist, werden weitere Strafen erhoben.

 

Diese Gebühren würden sich erheblich auf die Betriebskosten eines Fuhrparks auswirken. Doch können sie glücklicherweise durch die Nutzung von Elektrofahrzeugen in diesen Zonen vermieden werden.

Ein Straßenschild in London, England, das darauf hinweist, dass der Fahrer in eine Umweltzone einfährt und dass diese jederzeit eingehalten wird.
Ein Straßenschild in London, England, das darauf hinweist, dass der Fahrer in eine Umweltzone einfährt und dass diese jederzeit eingehalten wird.

  

Studien zufolge fördert eine schlechte Luftqualität das Auftreten von Asthma- und Herzerkrankungen. Kommunale Regierungen hoffen, diese Risiken durch Fahrverbote für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren eindämmen zu können.

Was bedeutet das für OEMs?

Die Vorschriften für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren wirken sich nicht nur auf Verbraucher, sondern auch auf Fahrzeughersteller aus. Mittlerweile bietet jeder große Automobilhersteller zumindest ein Elektrofahrzeugmodell an. Manche Unternehmen gehen sogar noch weiter.

 

In den letzten Jahren haben zahlreiche OEMs die Absicht geäußert, in Zukunft ausschließlich Elektrofahrzeuge herzustellen (auf Englisch). Dazu gehören: Bentley, General Motors, Cadillac, Honda, Jaguar Land Rover, Mercedes-Benz, Volkswagen und Volvo. Andere OEMs haben sich lediglich Ziele gesetzt, wie z. B. die Hyundai Motor Group. Der Automobilhersteller plant, bis 2025 20 % der gesamten Kia-Verkäufe in Südkorea, Nordamerika und Europa mit Elektrofahrzeugen zu erzielen.   

 

Wie auf jedem Markt, werden auch hier Angebot und Nachfrage die Zukunft der Automobilindustrie bestimmen. Die Nachfrage nach emissionsfreien Fahrzeugen steigt jedenfalls stetig.

Die Grundlage für ein Ladenetzwerk

Um die Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu unterstützen, ist es wichtig, dass die richtige Infrastruktur zum Aufladen vorhanden ist. Daher schreiben manche Regierungen den Bau von Ladestationen oder zumindest die Möglichkeit, diese in Zukunft zu installieren, vor. 

 

Um seine Klimaziele zu erreichen, hat Deutschland beispielsweise festgelegt, dass alle neuen Nichtwohngebäude ab 2025 über mindestens eine Ladestation verfügen müssen (dies gilt auch für historische Gebäude). Diese Vorschriften beschränken sich jedoch nicht nur auf Nichtwohngebäude. Wie von der Europäischen Kommission (auf Englisch) im Dezember 2021 angekündigt, müssen einige neue und renovierte Wohngebäude mit Ladestationen für Elektroautos ausgestattet werden, oder zumindest die nötige Infrastruktur für die Installation aufweisen. Gebäude mit mehr als drei Parkplätzen müssen demnach die nötige Vorverkabelung für jeden Parkplatz anbringen, damit Eigentümer Ladestationen zu einem späteren Zeitpunkt einbauen können.

 

Beide Initiativen werden nicht nur den Verkauf von E-Fahrzeugen anregen, sondern auch den reibungslosen Betrieb von Elektrofahrzeugen sicherstellen. Je mehr Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen, desto besser, sei es ein Netzwerk von Ladestationen, die unterwegs zur Verfügung stehen oder die Option Firmenfahrzeuge auch zu Hause aufzuladen. 

Anreize für die Fuhrparkelektrifizierung

Es gibt einerseits zahlreiche gesetzliche Bestimmungen, um die Nutzung von Verbrennungsmotoren einzuschränken, andererseits führen positive Initiativen dazu, dass sich mehr Menschen für E-Fahrzeuge entscheiden. Verbrauchern stehen verschiedene finanzielle Anreize beim Kauf von Elektrofahrzeugen zur Verfügung, so z. B. Vergünstigungen und Steuergutschriften. Kommunale Behörden und Versorgungsbetriebe subventionieren möglicherweise die Installation von Ladezubehör oder bieten spezielle Stromtarife für das Aufladen von E-Fahrzeugen an. In einigen Ländern (auf Englisch) werden Parkgebühren für Elektrofahrzeuge erlassen oder eine Ermäßigung der Mautgebühr gewährt.  

 

Abgesehen von diesen Maßnahmen gibt es zahlreiche Gründe, warum sich die Fuhrparkelektrifizierung lohnt. Unter den richtigen Umständen weisen Elektrofahrzeuge geringere Gesamtbetriebskosten auf und ermöglichen über die Produktlebensdauer eines Fahrzeugs hinweg signifikante Ersparnisse. Sie verringern die Lärmbelästigung (auf Englisch) und stoßen keine schädlichen Abgase aus, was sich positiv auf die Gesundheit der Fahrer auswirkt. Natürlich sprechen die erheblichen ökologischen Vorteile ebenfalls für sie.  

Seien Sie einen Schritt voraus

Niemand kann die Zukunft des Transportwesens vorhersehen. Dennoch zeigt das jüngste Verbot des Verkaufs von Verbrennungsmotoren in Europa ab 2035, wie wichtig es ist, die Elektrifizierung der Flotte in Angriff zu nehmen. Sie sollten sich der bevorstehenden Vorschriften bewusst sein und die Vorteile der bereits bestehenden Anreize für sich nutzen.   

 

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